ERLÄUTERUNG ZUM PHOTOGRAMM
Die Technik des Photogramms ist seit Niepce und Talbot bekannt und leistet seitdem stille Handlangerdienste in den Wissenschaften; in der Kunst des 19. Jahrhunderts spielt es kaum eine Rolle. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Photogramm für die Kunst entdeckt.
Künstlerische Grenzgänger wie Schad, Man Ray und Moholy-Nagy stießen auf dies Verfahren, das Realität in Surrealität verschiebt, da es hier nicht um bloße Abbildung des Gegebenen geht, sondern um jenseitig der Oberfläche liegende Räume und Bildsujets.
In meinen Arbeiten versuche ich, dieser 'anderen Seite der Dinge' nachzuspüren.
Nicht die allzu schnell banal und gewöhnlich erscheinende sichtbare Oberfläche ist Gegenstand meiner Darstellung, sondern die immaterielle, allgemein unzugängliche, verschlossene Welt hinter den Dingen.
Das Negativ-Kontakt-Verfahren des Photogramms, dies automatische Fotografieren ohne Linse, zeigt Materie in vergeistigter, entmaterialisierter Form.
Ganz der Lichtdurchlässigkeit des Aufgenommenen gemäß, zeichnet das Licht den Gegenstand in Graustufen und schwarz – weiß - Kontrasten auf das lichtempfindliche Photopapier.
Thema meiner hier dargestellten künstlerischen Arbeit ist die verwandelte, neu entdeckte Materie durch das 'Malen mit Licht'.
Kristall, Muschel. Blume, Metall, hiermit ist die Materialität der Bildgegenstände umrissen, die den Bildraum der fünf `Lichtblüten` prägen. Dass sich hierdurch weder der Gegenstand, noch der Reiz erschließen läßt, der von den Photogrammen ausgeht, ist beim Anblick derselben wohl zu erschließen.
Die weiteren Beispiele meiner Arbeit sind ebenfalls Photogramme, die jedoch nicht alleinig für den `Wandbehang`, sondern zu Projektionszwecken konzipiert wurden.
Die übertragung der Photogramme durch Lichtprojektion erscheint mir als logische Konsequenz, die den Weg des Immateriellen und des Lichtes weiterverfolgt. Eine motivische Erläuterung der Projektions-Bilder kann nur in sachlich-oberflächlicher Hinsicht erfolgen und soll daher nur kurz umrissen werden:
Zum einen arbeite ich mit einer Faksimile der Bachhandschrift `Solo-Suiten für Violoncello` (BWV 1007-1012). Durch Vergrößerungsverfahren und andere Verfremdungs- und Vereinnahmungsprozesse erarbeitete ich einen Formenschatz, der die Zeichenhaftigkeit des bachschen Notenmaterials zwar als Ausgangspunkt aufnahm, jedoch zu eigenen Einblicken und Formen führte. Weiterer Bestandteil des Bildwerks sind Photogramme von angefertigten Zeichnungen und ausgesuchten Objekten, die im selben Arbeitskontext stehen wie die `Notenbearbeitung`.
Ich wäre erfreut, wenn die kleine Auswahl meiner Arbeiten und die kurze Skizzierung meines künstlerischen Ansatzes im Bereich des Photogramms, Ihr Interesse hat wecken können, so dass einer fruchtbaren Zusammenarbeit der Weg geebnet ist.
Katja Egler Streil