„MAMA, WO KOMMEN EIGENTLICH DIE BABIES HER?“ ...
... In einer aufgeklärten, modernen Gesellschaft wie der unsrigen ist die Beantwortung dieser kindlichen Anfrage kein Problem mehr. Oder? Zugegeben, als die Kölner Künstlerin Katja Egler Streil 2001 auf die Idee kam, ihren eigenen Babybauch zum Kunstobjekt zu machen, hatte die erst Jahre später anstehende Aufklärung ihrer kleinen Tochter Luise nicht allererste Priorität. Sie wollte vielmehr ihr eigenes Erleben der Schwangerschaft künstlerisch umsetzen. Sie nahm einen Abdruck ihres „Torsos mit Kind“, indem sie ihn in medizinischen Gips hüllte und die getrocknete Grundform später mit Kunstharz behandelte. Kein anderer Ansatz als dieser ganz ursprüngliche erschien ihr geeigneter, die Einmaligkeit des Entstehens von Leben darzustellen und dadurch Staunen beim Betrachter auszulösen.
Streil modellierte weitere Babybäuche; eine erste Ausstellung folgte 2001 im Rahmen der „Offenen Ateliers“ im Kölner „Fort Paul“. Die hier präsentierte „Ahnengalerie“ fand Begeisterung nicht nur bei werdenden Müttern. Auch anderen Betrachtern vermittelte sich bei aller Präsenz, die der Bauch einer Schwangeren besitzt, durch die künstlerische Verfremdung der mit goldener Farbe, Kunstharz oder Bernstein bearbeiteten weiblichen Formen die Besonderheit jedes einzelnen Erlebens von Frausein, Schwangerschaft und Geburt.
„Irgendwo zwischen Plastik, Konzeptkunst und Performance“ sieht Katja Egler-Streil ihren Ansatz für dieses Projekt. Ausstellungen der Babybäuche sind ihr jedoch weniger wichtig als der Service, jeder schwangeren Frau mit dem Wunsch nach Verewigung ihres „Bauchgefühls“ die Erstellung und künstlerische Bearbeitung ihrer eigenen Plastik zu ermöglichen.
Und die Aufklärung von Luise? War die tatsächlich leichter, vor dem Bauchabdruck stehend? Katja Egler Streil lacht: „Eigentlich schon! Sie wusste eben von Anfang an ganz konkret, wo sie herkommt.“
Anke Spiegel M.A.